
Energiemanagementsystem: So nutzen Sie es
Strom- und Gaspreise schwanken auf Rekordniveau, Klimaschutzgesetze verschärfen die CO₂-Grenzen und Produktionsprozesse werden zunehmend digital vernetzt. Für Unternehmen bedeutet das: Jede Kilowattstunde muss transparent, effizient und normkonform eingesetzt werden, um Mehrkosten und Wettbewerbsnachteile zu vermeiden. Wir zeigen auf, wie Sie ein Energiemanagementsystem dabei unterstützen kann.
Definition: Was ist ein Energiemanagementsystem?
Mit einem Energiemanagementsystem (abgekürzt auch EMS oder EnMS) messen, analysieren und optimieren Sie die Energieflüsse innerhalb Ihres Unternehmens. Es handelt sich dabei nicht um ein isoliertes Programm, sondern um eine umfassende Reihe von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Ein EnMS umfasst verschiedene technische sowie organisatorische Komponenten:
- Mess- und Sensortechnik: Erfassung von Echtzeitdaten zu Energieverbrauch und -erzeugung
- Datenanalyse-Software: Auswertung der gesammelten Daten zur Identifikation von Einsparpotenzialen
- Visualisierungstools: Darstellung der Energieflüsse zur besseren Verständlichkeit und Entscheidungsfindung
- Steuerungssysteme: Automatische Regelung von Energieverbrauchern und -erzeugern basierend auf den Analyseergebnissen
- Technische Maßnahmen: Ineffiziente oder defekte Anlagen und Systeme werden durch effiziente, modern Systeme ersetzt.
- Organisatorische Prozesse: Einbindung von Team und Management, Schulungen und Kommunikation zur Förderung einer energieeffizienten Unternehmenskultur. Generelle Umstrukturierung bzw. Verbesserung von betriebsinternen Prozessen und Arbeitsweisen.
In Deutschland ist die Nutzung eines normkonformen EnMS für Unternehmen mit einem jährlichen durchschnittlichen Gesamtenergieverbrauch ab 7,5 Gigawattstunden seit 2025 gesetzlich verpflichtend. Dieses Energiemanagementsystem muss den in der ISO 50001 festgehaltenen Standards entsprechen.
Die Grundlage: DIN EN ISO 50001
Der internationale Standard für Energiemanagementsysteme ist in der Norm DIN EN ISO 50001 festgehalten. Diese ist seit 2011 in Kraft und bietet Organisationen und Unternehmen einen strukturierten Rahmen, um ihre energiebezogene Leistung kontinuierlich zu verbessern, den Energieverbrauch zu senken und ihre Energieeffizienz zu steigern.
Was gilt für KMU?
Unternehmen, deren durchschnittlicher Gesamtenergieverbrauch im Jahr weniger als 7,5 GWh beträgt, können freiwillig ein EnMS nutzen. Besonders interessant für KMU ist in dieser Hinsicht die DIN EN ISO 50005. Diese Norm richtet sich explizit an kleinere und mittlere Betriebe und bietet diesen eine verständliche Anleitung, wie sie schrittweise ein Energiemanagementsystem im Unternehmen implementieren können.
Unternehmen mit einem Gesamtenergieverbrauch von im Durchschnitt mehr als 2,5 GWh im Jahr müssen zwar kein EnMS einführen; sie sind allerdings in der Regel dazu verpflichtet, Umsetzungspläne für konkrete Energieeffizienzmaßnahmen zu erstellen, diese durch unabhängige Experten prüfen zu lassen und zu veröffentlichen.
Wie funktioniert ein Energiemanagementsystem?
Das Herzstück eines effektiven EnMS bildet eine leistungsstarke und präzise Messtechnik, die sämtliche Energiedaten sammelt. Über eine spezialisierte Software werden diese Rohdaten entsprechend der ISO 50001 strukturiert, visualisiert und übersichtlich dargestellt.
5 Schritte für ein erfolgreiches EnMS
Energiepolitik und Ziele festlegen
Formulieren Sie klare Energieziele (z. B. Verbrauch senken, CO2-Ausstoß reduzieren, Ausfallzeiten verringern).
Legen Sie Verantwortlichkeiten fest, um diese Ziele zu erreichen.
Energieverbrauch messen und erfassen
Installieren Sie effektive Messgeräte (z. B. Netzanalysatoren).
Erfassen Sie regelmäßig Energiedaten (Strom, Wärme, Gas, Druckluft usw.).
Energiedaten auswerten
Analysieren Sie, welche Bereiche am meisten Energie verbrauchen und wo Sie Leistungsspitzen erkennen können.
Identifizieren Sie besonders energieintensive Prozesse oder Anlagen (sogenannte SEU - significant energy uses).
Maßnahmen planen und umsetzen
Entwickeln Sie konkrete Maßnahmen, um Ihren Energieverbrauch zu reduzieren (z. B. Maschinen abschalten, Prozesse optimieren, Anlagen erneuern).
Legen Sie einen zeitlichen Rahmen fest und benennen Sie Verantwortliche, um die Maßnahmen effizient umzusetzen.
Erfolg kontrollieren und Ergebnisse bewerten
Prüfen Sie regelmäßig, ob Ihre Maßnahmen erfolgreich sind und reagieren Sie auf Abweichungen, um Ihr Energiemanagement kontinuierlich zu verbessern.
Berichten Sie regelmäßig der Geschäftsleitung über Ergebnisse und entscheiden Sie gemeinsam über weitere Schritte und Anpassungen.
Vorteile eines Energiemanagementsystems
Effizientes Energiemanagement lohnt sich für Unternehmen sämtlicher Branchen und Größenordnungen – auch dann, wenn sie die 7,5 GWh-Marke nicht überschreiten.
Weniger Energiekosten
Ein Energiemanagementsystem hilft Unternehmen dauerhaft, ihre Energiekosten zu senken. Es zeigt frühzeitig, wo sich Einsparungen lohnen, vermeidet teure Lastspitzen und reduziert Blindleistungskosten. Energieintensive Prozesse lassen sich auf Basis präziser Verbrauchsdaten und in Echtzeit gezielt anpassen.
Gestärkte Wettbewerbsfähigkeit
Wenn Organisationen ihre Energie systematisch steuern, senken sie ihre Betriebskosten dauerhaft, stärken ihr nachhaltiges Profil und verschaffen sich Vorteile in Märkten mit hohen Energiepreisen. Wer seine Energie im Griff hat, reagiert schneller auf neue Anforderungen, technologisch wie wirtschaftlich.
Zugang zu Fördermitteln
Unternehmen, die nach ISO 50001 arbeiten, erfüllen wichtige Voraussetzungen für nationale und regionale Förderprogramme. Sie können Maßnahmen finanziell unterstützen lassen und ihre Fortschritte transparent dokumentieren. Zudem können Unternehmen so sichergehen, stets die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu erfüllen.
Verbesserte Betriebsabläufe
Nicht zuletzt sorgt ein EnMS für verbesserte Abläufe im Betrieb. Es macht Energieflüsse sichtbar, erkennt Unregelmäßigkeiten sofort und ermöglicht es, direkt zu handeln. Da sich das System nach ISO 50001 nahtlos in bestehende Strukturen wie ISO 9001 oder ISO 14001 integrieren lässt, entsteht kein zusätzlicher Aufwand.
Hochpräzise Leistung für Ihr ENMS
Janitza liefert Ihnen als erfahrener Anbieter gleich die passende Hard- und Software für Ihr Energiemanagementsystem aus einer Hand. An den relevanten Stellen Ihrer elektrischen Anlage werden präzise Messgeräte (z. B. Strommessgeräte der Janitza-UMG-Serie) installiert, um Strom, Spannung, Leistungsflüsse und weitere Parameter lückenlos zu erfassen. Diese Messdaten fließen in die zentrale Netzvisualisierungssoftware GridVis®.

Energiemanagement leicht gemacht – mit GridVis®
Mit GridVis® können Sie alle Energiedaten in Echtzeit überwachen, historische Verbräuche aufzeichnen und übersichtlich visualisieren. Die Software bietet vielfältige Auswertungsmöglichkeiten – von Lastgängen über Verbrauchsprofile bis hin zur Berechnung von Kennzahlen (EnPIs) für ISO‑50001-Berichte.
Aus der Praxis: Wie Unternehmen von ENMS profitieren
Erfahren Sie in konkreten Erfolgsgeschichten, wie die Einführung eines Energiemanagementsystems Unternehmen geholfen hat, frühere Herausforderungen zu meistern und ihr Unternehmen für die Zukunft zu rüsten.

Energiemanagementsystem für eine Folienfabrik
Die Forumplast Folienfabrik GmbH in Amberg wollte ihren Energieverbrauch ganzheitlich transparent machen, um systematisch Potenziale zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung aufzudecken und damit ihre Umwelt- und Klimaziele zu unterstützen. Janitza hat dafür die notwendige Hard- und Software bereitgestellt. Das Projekt wurde konsequent an der ISO 50001 ausgerichtet.
Mit diesen Problemen hatte das Unternehmen zu kämpfen
Hoher Energiebedarf & Kostenlast: Die Blasfolienproduktion verschlang jährlich mehr als 20 GWh Strom – nach Personal und Rohstoffen der drittgrößte Kostenblock im Unternehmen. Weil nur Monatsrechnungen und Stichproben vorlagen, blieb unklar, wo genau Energie vergeudet wurde.
Mangelnde Datentransparenz: Das bestehende Messregime bot kaum Transparenz: Lastspitzen, Energiefresser oder Zuordnungen zu Einzelmaschinen ließen sich nicht sauber nachvollziehen; fundierte Investitionsentscheidungen waren so kaum möglich.
Power-Quality-Risiken: Hinzu kamen ungeklärte Spannungseinbrüche, die den 24/7-Betrieb störten – ohne Netzanalysatoren fehlten Beweise und Anknüpfungspunkte für Gegenmaßnahmen.
Diese Ergebnisse wurden mit EnMS erreicht
Messbare Einsparungen
Motorupgrades & Druckluft-Optimierung reduzierten den Verbrauch um bis zu 50 % und sparen dem Unternehmen Energiekosten von über 32 000 € im Jahr.
Umfassende Transparenz
GridVis® liefert nun Live-Kennzahlen, darunter die kWh/kg Folie, Lastspitzen und PQ-Trends bis auf Maschinenebene. Transparenz, die es zuvor nicht gab.
Hohe Spannungsqualität
Stabile Netzqualität senkt die EEG-, Energie- und Wartungskosten um einen sechsstelligen Betrag. Die Gesamtinvestition amortisierte sich in unter zwei Jahren.

Eine Safari-Lodge mit intelligentem Energiemanagement
Funktioniert ein EnMS auch an einem Ort abseits der Zivilisation, ohne Strom aus der Steckdose? Neben lauten und umweltbelastenden Dieselgenerationen existieren für Urlaubsresorts inmitten der Natur auch hybride Lösungen mit Erneuerbaren Energien. Dies wird nur möglich dank Energiemanagement und der richtigen Messtechnik.
Mit diesen Problemen hatte die Safari-Lodge zu kämpfen
Unverlässliche Energieversorgung: Die Lodge hing an einer schwachen einphasigen Leitungsanbindung mit großen Spannungsschwankungen. Sie lieferte zu wenig Leistung für Kühlanlagen und die elektrisch betriebenen Safari-Fahrzeuge.
Große Umweltbelastung: Strom kam überwiegend aus Dieselgeneratoren: laut, teuer, klimaschädlich und anfällig für steigende Kraftstoffpreise
Enorme Lastspitzen: Mit wachsendem Komfortanspruch (E-Fahrzeuge, IT-Geräte, LED-Beleuchtung) stiegen auch die Lastspitzen. In Inselnetzen mit hoher Impedanz drohten dadurch Oberschwingungen und Geräteschäden.
Diese Ergebnisse wurden mit EnMS erreicht
Nachhaltige Lösung
Seit der Inbetriebnahme des EnMS deckt die Lodge ihren Strombedarf zu nahezu 100 % aus Solarstrom und Batterie. Der 150-kVA-Generator startet nur noch bei Extremlast oder schlechtem Wetter.
Stabile Versorgung
Ein 250-kW netzbildender Wechselrichter liefert eine stabile dreiphasige Versorgung, sodass Kühltechnik, Motoren und Schnellladestationen zuverlässig laufen
Reduzierte Lastspitzen
Dank präziser Messtechnik und Aktivfilter sind Spannungsunsymmetrien und Oberschwingungen nachhaltig reduziert, während das SCADA-Portal die Fernwartung in Echtzeit ermöglicht.
Zukunftsfit mit einem Energiemanagementsystem
Ob schwankende Energiepreise oder sich verschärfende Umweltrichtlinien: Mit einem effektiven Energiemanagementsystem ist Ihr Unternehmen bereit für die großen Herausforderungen der Zukunft. Beginnen Sie lieber heute als morgen und senken Sie Ihre Energiekosten, optimieren Sie Ihren Energieverbrauch und qualifizieren Sie sich für staatliche Fördermittel.
Mit den umfassenden Hardware- und Softwarelösungen von Janitza erhalten Sie alles, was Sie dafür brauchen, aus einer Hand.
Weiterführende Informationen
- Energiedatenmanagement: Energiedaten ganzheitlich erfassen, überwachen & analysieren
- Effizientes Energiemanagement – Kosten senken und Umwelt schützen
- Was ist ein Energiemanagement-System? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen
- GridVis® 9 – Netzvisualisierungssoftware für Energiemanagement & Analyse
Häufige Fragen zu Energiemanagementsystemen
Sie stellen die Fragen, wir haben die Antworten – in unseren FAQ finden Sie die häufigsten Fragen von Janitza-Kunden, die uns zum Thema Energiemanagementsystem erreichen.
Ist ein Energiemanagementsystem nicht zu teuer und aufwendig?
Grundsätzlich gilt: Ein Energiemanagementsystem lohnt sich immer. Durch die genaue Erfassung der Energiedaten können Unternehmen auf lange Sicht ihren Verbrauch und somit auch ihre Energiekosten senken. Zudem können Unternehmen sich für Fördermittel qualifizieren und bereiten sich rechtzeitig für eine energieeffiziente Zukunft vor, in der Regulierungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zunehmen werden.
Lohnt sich ein Energiemanagementsystem nur für große Unternehmen?
Nein, denn auch kleine und mittlere Unternehmen können mit hohen Energiekosten konfrontiert sein. Gerade für KMU kann es sich lohnen, die eigenen Verbräuche genau zu kennen und sich durch normkonforme Energiemanagementmaßnahmen für Fördermittel zu qualifizieren.
Wird die Einführung eines Energiemanagementsystems staatlich gefördert?
Ja, der Staat unterstützt Unternehmen umfassend bei der Einführung von Messtechnik, Umsetzung von Effizienzmaßnahmen sowie bei Investitionen in energieoptimierte Anlagen und Betriebsmittel. Die Fördermöglichkeiten reichen von zinsvergünstigten Darlehen über direkte Investitionszuschüsse bis hin zur Übernahme von Kosten für zertifizierte Energieberater. Die verfügbaren Programme sind vielfältig und werden regelmäßig angepasst oder erweitert.
Ist mein Unternehmen von der CSRD betroffen?
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet kapitalmarktorientierte Unternehmen dazu, umfangreiche Angaben im Bereich Energie- und Umweltmanagement zu machen. Aktuelle Informationen zu den Regelungen laut CSR-Richtlinie und welche Unternehmen davon betroffen sind, finden Sie auf der Seite des Umweltbundesamtes.